Filmplakat von 28 Years Later

28 Years Later

115 min | Science Fiction, Thriller, Horror | FSK 18
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Es ist fast drei Jahrzehnte her, dass das Rage-Virus aus einem biologischen Waffenlabor entkommen ist, und noch immer gilt eine strikt verordnete Quarantäne. Einige Menschen haben Wege gefunden, inmitten der Infizierten zu existieren. Eine solche Gruppe von Überlebenden lebt auf einer kleinen Insel, die durch einen einzigen, stark verteidigten Damm mit dem Festland verbunden ist. Als einer der Bewohner die Insel verlässt, um in das dunkle Innere des Festlandes vorzudringen, entdeckt er Geheimnisse, Wunder und Schrecken und dass nicht nur die Infizierten, sondern auch die Überlebenden mutiert sind.

Vorstellungen

Cinecity und Kammer Filmtheater Crailsheim
Cinecity und Kammer Filmtheater Crailsheim
Worthingtonstraße 10
74564 Crailsheim
Utopolis Multiplex Kino Coburg
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Hahnweg 2
96450 Coburg
Filmtheater Schauburg Dresden
Filmtheater Schauburg Dresden
Königsbrücker Straße 55
01099 Dresden
Hackesche Höfe Kino Berlin
Hackesche Höfe Kino Berlin
Rosenthaler Straße 40/41/Hof 1
10178 Berlin
EM-Kino Stuttgart
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Bolzstraße 4
70173 Stuttgart
WOKI Bonn
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Bertha-von-Suttner-Platz 1-7
53111 Bonn
Abaton Kino Hamburg
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Allende-Platz 3
20146 Hamburg
Cinenova Kino Köln
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Herbrandstraße 11
50825 Köln
Freiluftkino Hasenheide
Freiluftkino Hasenheide
Im Volkspark Hasenheide Neukölln
10967 Berlin
b-ware! Ladenkino
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Gärtnerstraße 19
10245 Berlin

Filmkritik

Die Welt ist weitergezogen. 28 Jahre nach dem Ausbruch des „Rage Virus“ steht ganz England unter Quarantäne. Die Zeit ist dort stehengeblieben, das Gebiet ist eine von der Geschichte abgeschnittene Region, die denen überlassen wird, die leblos umherwandeln. Nur die NATO-Marine, die an den Grenzen die Seeblockade aufrechterhält, erinnert an den Rest der Menschheit, der in eine von hier nicht greifbare Zukunft aufgebrochen ist. Auch das kleine Häuflein nicht infizierter Menschen, die auf der Insel Lindisfarne überlebt haben, kennt keine Industrie, keine Technik und keinen Nationalstaat mehr. Das fast utopisch wirkende Eiland ist nur über einen schmalen, lediglich bei Ebbe passierbaren Damm mit dem britischen Festland verbunden. Die dort lebende Gemeinschaft, in der Spike (Alfie Williams) und seine Familie leben, hat sich mit strengen Regeln und einer solidarischen Disziplin ein nachhaltiges Refugium geschaffen.

Fast wie „Nature ist healing“

Mit zwölf Jahren soll Spike dieses Refugium zum ersten Mal an der Seite seines Vaters Jamie (Aaron Taylor-Johnson) verlassen. Das Festland, das beide mit dem Bogen auf dem Rücken erkunden, ist so malerisch wie schaurig. Herden von Hirschen streifen dort umher, knallgelbe Kleewiesen tanzen im Wind, Farne glänzen still in den dichten Laubwäldern, und die Moose erobern die Ruinen der Zivilisation zurück. England ist zum unwirklichen Abbild des „Nature is healing“-Memes geworden, das während des Covid-Lockdowns durchs Internet geisterte. Selbst die aufgeblähten Zombies, die sich über den Waldboden schleifen, scheinen den manischen Blutdurst aufgegeben zu haben, um friedlich nach Regenwürmern zu suchen, während sie selbst von Krähen angepickt werden. Das post-zivilisatorische Idyll hat neue Symbiosen mit dem Virus gefunden.

Spike erkennt, dass auf dem Festland mehr existiert als nur eine untote, vom Virus zerfressene Menschheit. Sein Vater aber hat kein Interesse an dieser Welt. Er ist hier, um zu töten und seinen Sohn das Töten und Überleben zu lehren; dann geht es nach Lindisfarne zurück. Die kriechenden Kadaver des Waldes sind eine perfekte Gelegenheit für den ersten Tötungsakt des Jungen, dessen ruhmreiche Geschichte sie nach Hause zurückbringen wollen. Dann aber kreuzen neue, weit gefährlichere Zombies ihren Weg. Die Geschichte, die der Vater einige Tage später betrunken vor der Dorfgemeinschaft erzählt, fällt deutlich ruhmreicher aus als die blutige Expedition, die Vater und Sohn nur knapp überleben.

Auf der Spur des Feuers

Spike ist jetzt ein Mann, nur eben nicht der Mann, zu dem ihn sein Vater gerne gemacht hätte. Mit der Exkursion ist für Regisseur Danny Boyle und seinen Autor Alex Garland der väterliche, antiquiert-maskuline Teil des Zombie-Genres abgehakt. Das „Quo vadis?“ der Coming-of-Age-Geschichte, die „28 Years Later“ sein will, wird allerdings nur scheinbar beantwortet. Für Spike ist die Richtung bereits klar. Er hat erfahren, dass die Feuer, die er und sein Vater auf dem Festland sehen konnten, von einem angeblich wahnsinnigen Arzt stammen, der dort die Leichen der Untoten verbrennt. Die Inselgemeinschaft meidet diesen Dr. Kelson (Ralph Fiennes), hat aber selbst keinen Arzt, der Spikes kranke Mutter Isla (Jodie Comer) behandeln könnte. Mit ihr an seiner Seite begibt sich der Junge auf eine Heldenreise, die nie wirklich irgendwo ankommt.

Das Drehbuch wandert damit hinaus auf ein Eiland, in dem sich das Motiv der verlorenen Unschuld überall spiegelt. Bilder alter Zeiten, Bilder vergessener Geschichte und zerstörte, verfallene und missgestaltete Symbole der alten Mythen und einer Welt, die einmal Großbritannien hieß, drängen sich ostentativ zwischen Super-Wide-Screen-Landromantik und die digital zermatschte DV-Ästhetik, die selbst geradezu nostalgisch wirkt, mit ihren schrägen Blickwinkeln und hektischen Bildern von fallengelassenen Home-Video-Kameras.

Merken wir uns das für später

Ein fast vollständig durchgerottetes Subgerne wie der Zombiefilm verträgt einiges an Experimentierfreude, aber mit seiner allzu losen Tonalität verstolpert „28 Years Later“ seine ästhetische Verwurzelung im Folk Horror. Nicht allein die bedrohliche Arnold-Boecklin-Idylle erinnert an das britisch geprägte Genre. Mit dem Auftritt von Ralph Fiennes als Dr. Kelson und den dazugehörigen Sequenzen findet der Film zu einer faszinierenden post-zivilisatorischen Trauerreflexion, die sich nicht in der Reinheit einer nostalgischen Vergangenheit suhlt. Die Inszenierung unternimmt vielmehr den ebenso grotesken wie gewagten Versuch, sich in der post-zivilisatorischen Welt zurechtzufinden, in die Spike wohl oder übel hineinwächst.

Der Film kratzt dabei immer wieder entschlossen an der Lächerlichkeit; er lässt Ralph Fiennes, der Jod als Permanent Make-Up trägt, die Schädel tausender Zombies einkochen, um sie zu gewaltigen Stelen und absurden Monumenten aufzustapeln. Dem Jungen erklärt er, was Vanitas bedeutet. Doch ein End- oder Ankerpunkt ist das alles nicht: Wie der gesamte Film endet die Sequenz mit einem „Merken wir uns das für später“-Gestus, der auf die folgenden Teile der geplanten Fortsetzungen verweist. Damit ist „28 Years Later“ das äußerst fahrige Gesprächsangebot einer dauerpubertierenden, sich selbst überschätzenden Genregröße. Innerhalb eines toten Genres aber ist es immerhin ein Angebot.

Veröffentlicht auf filmdienst.de28 Years LaterVon: Karsten Munt (16.12.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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