Filmplakat von Clueless - Was sonst?

Clueless - Was sonst?

97 min | Komödie, Lovestory
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Die Welt der verwöhnten, reichen und hyper-hormonell veranlagten Teenager in Beverly Hills.

Vorstellungen

Savoy Kino
Steindamm 54
20099 Hamburg

Filmkritik

Ahnungslos? Die 15jährige Anwaltstochter Cher ist in etwa das genaue Gegenteil dessen, was in minderjährigen Beverly-Hills-Kreisen als der wohl bedauernswerteste Zustand überhaupt gilt: In ihrem materialistischen Mikrokosmos zwischen Reihen-Villa, Privatschule und Shopping-Center ist sie so "absolutely clued in" wie keine andere und damit das unbestritten beliebteste Mädchen der Oberschicht nördlich des Sunset Boulevards. Aber die modisch und mental stets makellos auftretende "mall rat" tut auch was für ihre cliqueninterne Pole-Position: Niemand hat die Image-Gesetze und Verhaltenskodizes ihrer spezifischen Konsumkultur so verinnerlicht und weiß ihre Umgebung so souverän nach ihren eigenen Bedürfnissen zu kontrollieren und manipulieren wie sie. Und obwohl die ihre Designer-Garderobe allmorgendlich per Computer-Programm selektierende Teenager-Königin ihren Hofstaat klein hält, sind ihr snobistisch-diskriminierende oder gar rassistische Tendenzen fremd; in ihrem durchaus toleranten Gesellschaftsbild findet noch jede in-group ihren Platz, ob schwarz oder weiß, ob Hippies, Neo-Punks oder Home Boys - vorausgesetzt, sie bleibt unter sich und stört nicht die Aktivitäten der jeweils anderen.

Die weitgehend sinn- und intellektfreie Leere ihrer Existenz füllt die Wahl-Jungfrau Cher gemeinsam mit ihrer stets über Funktelefon verbundenen Freundin und liebsten Einkaufsbegleiterin Dionne mit regelmäßigen Rundumerneuerungen und sozialen "Projekten" aller Art im Dienste der Allgemeinheit. So gelingt es ihr nicht, nur den Notendurchschnitt der gesamten Klasse durch die Verkupplung der beiden letzten noch alleinstehenden Lehrkörper ihrer Schule zu heben, sondern auch ihre hinterwäldlerische, völlig "uncoole" neue Mitschülerin Tai durch eine physisch-psychische Radikalkur zum perfekten "Beverly Hills-Babe" umzustylen. Der Versuch jedoch, ihre Adoption zuguterletzt noch ihrem eigenen, etwas aufdringlichen Verehrer zuzuführen, wird ihr zum Verhängnis. Durch einen zwar standesgemäß idealen, aber homosexuellen Mitschüler in die existentielle Krise geraten, muß sie erleben, wie der ihr inzwischen überlegene Lehrling Tai nicht nur ihren Platz einnimmt, sondern sich auch noch an ihren an und für sich völlig unmöglichen Stiefbruder und Nietzsche lesenden Hobby-Existentialisten Josh heranmacht, für den sie doch gerade selbst erst ihre Gefühle entdeckt hat. In ihren Grundfesten erschüttert, muß sie erkennen, daß sie gar nicht die ist, für die sie sich immer gehalten hat.

Alles andere als (jugend-)soziologisch ahnungslos zeigt sich auch Amy Heckerling, die sich bereits mit ihrem Regiedebüt "Ich glaub' ich steh' im Wald" (fd 23 780) schon recht erfolgreich im Teenie-Komödienfach versuchte, bevor sie mit den Babytalk-Filmen "Kuck' mal, wer da spricht" (fd 28 281/ 28 865) ihr Personal noch einmal radikal verjüngte und damit Kasse und Karriere machte. Mit dieser detailgenau ausgestatteten, musikalisch und (in der Originalfassung!) auch sprachlich stimmigen Komödie zeigt sie sich wieder auf der Höhe von Zeit und Geist der unter Zwanzigjährigen: geschickt parodiert sie die Typen- und Handlungsklischees der einschlägigen Vorabendserien à la "Beverly Hills, 90210" und zeichnet das satirische Sittenbild einer altklugen Jugend im Kaufrausch der Moden und Lifestyles. Die in Hollywood bereits als Vorbotin einer neuen "Lolita"-Welle gefeierte Newcomerin Alicia Silverstone, die für ihre eher schwache Leinwandpremiere als "Das Biest" (fd 30 870) zwei MTV Movie Awards einheimste und daraufhin zum dreifachen "Aerosmith"-Videogirl aufstieg, darf ihre naiv-komischen Qualitäten einmal voll ausspielen und findet damit ein geeigneteres Betätigungsfeld für ihre darstellerischen Ambitionen als in dem besagten Psychothriller.

Veröffentlicht auf filmdienst.deClueless - Was sonst?Von: Marc Kieppe (25.7.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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