






- Veröffentlichung28.10.1999
- RegieRenny Harlin
- ProduktionMexiko (1999)
- Dauer105 Minuten
- GenreScience FictionActionHorror
- AltersfreigabeFSK 16
- IMDb Rating5.9/10 (145234) Stimmen
Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
In der ersten Einstellung sieht man einen Katamaran einsam in der Weite des Meeres treiben. Tagsüber hätte das Boot den idealen Schauplatz für ein romantisches Happy End abgegeben, aber es ist Nacht und die feucht-fröhliche Stimmung unter den jungen Leuten an Bord schlägt schon bald in blanke Panik um, als das Schiff von zwei riesigen Mako-Haien attackiert wird. Glücklicherweise bleibt es beim bloßen Schrecken, denn bevor jemand verletzt wird, fängt der Mitarbeiter einer auf hoher See gelegenen Forschungseinrichtung die Fische wieder ein. Dort waren sie ausgebrochen, nachdem man mittels gentechnischer Manipulation ihre Hirnmasse vergrößert hatte, um Proteine für den Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit zu gewinnen. Auf Grund des Vorfalls gerät der verantwortliche Pharma-Konzern ins Kreuzfeuer der Kritik, so dass man das Projekt abbrechen will. Die leitende Wissenschaftlerin Susan McAlester erbittet jedoch eine Frist von 48 Stunden, um den Geldgebern vor Ort den Erfolg ihrer bisherigen Arbeit zu demonstrieren. Tatsächlich gelingt es ihr, überzeugende Resultate vorzuweisen. Aber als ein Un wetter losbricht, lassen die Haie, die durch die Experimente beträchtlich an Intelligenz gewonnen haben, die Situation in dem unter der Meeresoberfläche gelegenen Laboratorium außer Kontrolle geraten.
Allein der Anblick der riesigen Raubtiere beschwört den Vergleich mit dem Klassiker „Der weiße Hai“ (fd 19 584) herauf. Im Grunde haben die beiden Filme aber nicht viel gemeinsam, da sie auf gegensätzlichen dramaturgischen Prinzipien beruhen. Spielbergs Thriller lebt von den zentralen Charakteren, die aus unterschiedlichen Gründen Jagd auf den Hai machen. In „Deep Blue Sea“ hingegen machen die Haie Jagd auf die Charaktere, so dass das Verhalten der Figuren, die permanent um ihr Leben fürchten müssen, keiner ausgefeilten psychologischen Motivation bedarf. Indem Regisseur Renny Harlin darauf verzichtet, sich eingehend mit den Protagonisten auseinander zu setzen, riskiert er allerdings gleichzeitig, dass die Spannungskurve steil abwärts fällt, sobald die Tiere aus dem Blickfeld geraten. Die von ihnen ausgehende Bedrohung muss deshalb im Bewusstsein des Betrachters konstant aufrecht erhalten werden. Zu diesem Zweck reduziert Harlin das ohnehin karge Handlungskonzept auf die wesentlichen Elemente, so dass den Akteuren für romantische Gefühle wenig Zeit bleibt und sich die „comic relief“, für die HipHop-Artist LL Cool J zuständig ist, auf wenige Szenen beschränkt.
Die ausschließliche Konzentration auf den Kampf des Labor-Personals gegen die Gen-Geister, die sie riefen, macht den Minimalismus des Plots zwar sehr deutlich, garantiert aber auch das Funktionieren des Films innerhalb des von ihm selbst gesetzten bescheidenen Rahmens. „Deep Blue Sea“ will nämlich nicht mehr sein als eine moderne Variante des klassischen Horror-Szenarios, in dem die Menschheit für die Anmaßung der Wissenschaft bestraft wird. Die Haie müssen daher die Rolle von Frankensteins Monster spielen, werden aber angenehmerweise nicht übermäßig dämonisiert. Letztlich verfolgen sie nämlich ein legitimes Ziel, indem sie wie der Orca-Wal in „Free Willy“ (fd 30 643) in die Freiheit entkommen wollen. Nur eignen sich Haie leider nicht so gut zur Verniedlichung wie die großen Meeressäugetiere, so dass ihnen kein ähnliches Happy End ver gönnt ist. Stattdessen dürfen sie gelegentlich die Genre-Erwartungen bezüglich der Identität des nächsten Opfers unterlaufen und auf diese Weise dazu beitragen, dass man sich als Zuschauer nur selten entspannt zurücklehnen kann. Insofern überzeugt „Deep Blue Sea“ als simples Popcorn-Kino durchaus, auch wenn manchem Kinogänger angesichts der ziemlich blutigen Hai-Attacken der Appetit vergehen dürfte.