Filmplakat von Die guten und die besseren Tage

Die guten und die besseren Tage

104 min | Komödie | FSK 12
Tickets
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 1
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 2
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 3
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 4
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 5
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 6
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 7
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 8
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 9
Szenebild von Die guten und die besseren Tage 10
Nach einem Autounfall verliert Suzanne das Sorgerecht für ihre Kinder. Sie hat keine andere Wahl, sie muss auf Entzug gehen, wenn sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen will. In der Klinik angekommen, trifft sie in ihrer Gruppe auf Alice und Diane, zwei Frauen mit starkem Charakter. Sport ist Teil der Therapie und Sportlehrer Denis versucht, die Frauen mit einem Ziel zu motivieren und zu vereinen: die Teilnahme an der Dünen-Rallye in der marokkanischen Wüste! Denis muss viel Geduld und pädagogisches Geschick aufbringen, um diese ungewöhnliche und wenig aussichtsreiche Mannschaft auf ihr Ziel vorzubereiten. Doch den drei Frauen steht ein großes Abenteuer und eine aufregende Reise bevor…
DIE GUTEN UND DIE BESSEREN TAGE ist ein Feelgood-Movie, das es ganz nebenbei schafft, glaubwürdig und publikumsnah auch unbequeme Themen anzusprechen. Im Auf und Ab des Lebens dreier Frauen verknüpfen sich auf wunderbare und authentische Weise die Themen Alkoholsucht, Freundschaft und Zusammenhalt. Das Ganze gipfelt in einer abenteuerlichen Rallye durch die marokkanische Wüste. – ein Film der berührt und zum Nachdenken anregt.

Vorstellungen

Traumpalast Leonberg
Traumpalast Leonberg
Neue Ramtelstraße 2
71229 Leonberg (Württemberg)
Das Lumen Filmtheater Düren
Das Lumen Filmtheater Düren
Fritz-Erler-Straße 21
52349 Düren
Traumpalast Esslingen
Traumpalast Esslingen
Kollwitzstraße 1
73728 Esslingen
Das Lumen Filmtheater Solingen
Das Lumen Filmtheater Solingen
Mühlenplatz 1
42651 Solingen
Traumpalast Schorndorf
Traumpalast Schorndorf
Rosenstraße 49-51
73614 Schorndorf (Württemberg)
Filmwelt Landau
Filmwelt Landau
Albert-Einstein-Straße 2
76829 Landau
Traumpalast Waiblingen
Traumpalast Waiblingen
Bahnhofstraße 50-52
71332 Waiblingen
Traumpalast Schwäbisch Gmünd
Traumpalast Schwäbisch Gmünd
Türlensteg 29
73525 Schwäbisch Gmünd
Colosseum Center Kempten
Colosseum Center Kempten
Königstraße 3
87435 Kempten
Traumpalast Nürtingen
Traumpalast Nürtingen
Uhlandstraße 10
72622 Nürtingen

Filmkritik

Die alleinerziehende Suzanne (Valérie Bonneton) hat sich nach dem Tod ihres Ehemanns in den Alkohol geflüchtet. Als sie eines Morgens ihre drei Söhne zur Schule fahren will, dabei aber vergisst, die Handbremse anzuziehen, rollt der Wagen rückwärts die Hauseinfahrt hinunter und prallt gegen ein anderes Auto. Zum Glück ist niemanden etwas passiert, doch die überforderte Mutter verliert das Sorgerecht an ihre Schwiegereltern. Sie muss erst eine Entziehungskur machen, wenn sie ihre Kinder zurückbekommen will. In der Klinik verharmlost sie ihren Fall als Justizirrtum – und ist damit nicht alleine.

Ärzte, Psychologen, Therapeuten und Pflegekräfte bemühen sich mit bewundernswertem Engagement, den Alkoholikerinnen zu helfen, von der Sucht loszukommen. Der erste Schritt besteht allerdings darin, diese überhaupt als solche zu akzeptieren. Das fällt allen Patientinnen schwer; in der Gruppe geht es leichter. So freundet sich Suzanne mit der sprunghaften Alice (Sabrina Ouazani) und der Schauspielerin Diane (Michèle Laroque) an. Als besonders hilfsbereit erweist sich der Sportlehrer Denis (Clovis Cornillac), der seit zwölf Jahren ohne Alkohol auskommt. Er verfolgt einen ehrgeizigen Plan: Seine Frauengruppe soll an einer Autorallye in der marokkanischen Wüste teilnehmen. Als Team sollen Suzanne, Alice und Diane Selbstvertrauen und Optimismus zurückgewinnen. Das Training ist mühsam und anstrengend.

Noch immer tabu: Frauen & Alkohol

Die Regisseure Elsa Bennett und Hippolyte Dard nehmen einen Themenkreis in den Blick, der im Kino lange vernachlässigt wurde. Zwar haben Barbet Schroeder in „Barfly“ (1987), Mike Figgis in „Leaving Las Vegas“ (1995), Robert Zemeckis in „Flight“ (2012) oder Thomas Vinterberg in „Der Rausch“ durchaus von alkoholkranken Männern erzählt, doch weiblicher Alkoholismus scheint noch immer ein Tabuthema zu sein. Eine der Ursachen dürfte auch darin liegen, dass Frauen sich häufiger schämen und schuldig fühlen und zu lange warten, bis sie Hilfe in Anspruch nehmen.

Umso wichtiger ist es dem Film, das Problem ungeschminkt zu zeigen. Eindringlich werden die Schwierigkeiten der Patientinnen geschildet, sich zu öffnen und die Erkrankung als solche anzunehmen. Der Film schildert aber auch, wie viel Geduld und Zuversicht das medizinische Personal braucht, um sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen.

Die innere Unruhe und das Getriebensein der Süchtigen manifestiert sich in der Bildgestaltung. Die unruhige Handkamera bleibt meist nahe an den Figuren. In dramatischen Momenten setzt eine leise Klaviermusik aus dem Off einfühlsame Akzente. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Teufelskreis aus Sucht, Entzug und Rückfall. Mehrmals zeigt der Film, wie groß die Versuchung in einer Gesellschaft ist, in der Alkohol etwas Selbstverständliches ist, und wie schnell ein Rückfall passiert.

Die vierte Wand durchbrechen

Doch auch wenn 80 Prozent nach einem Entzug wieder rückfällig werden, ist das für das Regie-Duo kein Grund für Larmoyanz oder Pessimismus. Der Ernst der Probleme wird deshalb gelegentlich mit Humor ausbalanciert, wenn die Patientinnen übereinander lästern, als therapeutische Übung alkoholfreie Cocktails gemixt werden und zu zweit Zelte aufgestellt werden sollen. Unübersehbar ist, dass „Die guten und die besseren Tage“ Hoffnung und Zuversicht vermitteln will. Das zeigt sich auch in der Bild- und Farbgestaltung. Während die ersten beiden Drittel weitgehend in der Klinik spielen und von düsteren, kühlen Farben bestimmt sind, hellt sich der Film nach der Ankunft in Marokko auf. Die Sonne strahlt über einem blauen Himmel, die Bilder aus der Wüste werden kontrastreicher und farbiger, die Kamera nutzt die größere Freiheit zu mächtigen Totalen mit imposanten Berg- und Sandlandschaften.

Auf ihr schwieriges Thema haben sich Bennett und Dard gut vorbereitet. Sie recherchierten in Entzugskliniken, sprachen mit Patientinnen und gaben Betroffenen Gelegenheit, sich vor der Kamera auszusprechen. Das vermittelt der Inszenierung ein authentisches, geradezu dokumentarisches Flair. Einen ähnlichen Effekt haben die kurzen Statements der Patientinnen, welchen die Episoden in der Klinik gliedern. Die Frauen sprechen über ihre Leiden und Träume, Ängste und Sehnsüchte und schauen dabei direkt in die Kamera, womit sie gleichsam die vierte Wand durchbrechen.

Das solide Spiel der Hauptdarstellerinnen gleicht die etwas sehr gängige Stationendramaturgie einer Heldenreise aus. Insbesondere glänzen Valérie Bonneton als Suzanne und Sabrina Ouazani als Alice, die in der Wüste als Vorzeigepaar femininer Solidarität und Selbstermächtigung aufblühen. In der Rolle des aufopferungsvollen Samariters Denis besitzt auch Clovis Cornillac starke Momente.

Veröffentlicht auf filmdienst.deDie guten und die besseren TageVon: Reinhard Kleber (29.7.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
Über filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de