Filmplakat von Freaky Tales

Freaky Tales

107 min | Komödie, Action, Krimi | FSK 18
Tickets
Szenebild von Freaky Tales 1
Szenebild von Freaky Tales 2
Szenebild von Freaky Tales 3
Szenebild von Freaky Tales 4
Szenebild von Freaky Tales 5
Szenebild von Freaky Tales 6
Szenebild von Freaky Tales 7
Szenebild von Freaky Tales 8
FREAKY TALES nimmt das Publikum mit auf eine Reise ins Oakland des Jahres 1987, das voller Achtzigerjahre-Styles, Pop-Kultur-Referenzen und schräger Charaktere steckt. In vier miteinander verwobenen Episoden erzählt der Film von unterschiedlichen Figuren, deren Wege sich auf schicksalhafte Weise kreuzen. So geht es in Episode 1 um eine Gruppe junger Punks, die ihren Lieblings-Musikclub gegen eine Bande brutaler Nazi-Schläger verteidigen müssen. Im Mittelpunkt der zweiten Geschichte stehen die beiden Freundinnen Barbie und Entice. Sie möchten endlich als Hip-Hop-Duo durchstarten, müssen sich aber zunächst einem Rap-Battle stellen. Die dritte Geschichte handelt von dem abgekämpften Schuldeneintreiber Clint, der mit seiner schwangeren Frau ein neues Leben anfangen möchte, zuvor aber noch einen letzten Job für den Gangsterboss „The Guy“ erledigen muss. Als Clint mit seiner gewalttätigen Vergangenheit konfrontiert wird, scheint der Weg in das neue Leben ein Traum zu bleiben. Das vierte Kapitel schließlich führt alle Handlungsstränge in einem furiosen und actiongeladenen Finale zusammen. Es spielt am 10. Mai 1987, als Basketball-Star Eric „Sleepy“ Floyd bei einem Playoff-Spiel in wenigen Minuten 29 Punkte erzielte – ein Rekord, der noch heute besteht. In der fiktiven Neuinszenierung dieser Nacht ist Floyd gezwungen, nach seiner sportlichen Meisterleistung noch auf einen blutigen Rachefeldzug zu gehen.
  • Veröffentlichung26.06.2025
  • RegieRyan Fleck, Anna Boden
  • ProduktionVereinigte Staaten (2025)
  • Dauer107 Minuten
  • GenreKomödieActionKrimi
  • AltersfreigabeFSK 18
  • IMDb Rating6.2/10 (6812) Stimmen

Vorstellungen

Lichtspiel Kino Bamberg
Lichtspiel Kino Bamberg
Untere Königstraße 34
96052 Bamberg
Zazie
Kleine Ulrichstraße 22
06108 Halle (Saale)

Filmkritik

Wer die Genre-Schätze der 1980-Jahre kennt, wer Walter Hill, John Carpenter oder Quentin Tarantino liebt, der wird mit „Freaky Tales“ von Ryan Fleck und Anna Boden viel Spaß haben. Der Film spielt in den 1980er-Jahren, er zeigt die Jugendkultur dieser Zeit und sprenkelt sie mit Filmgeschichte, mit kleinen Verweisen auf Altmans „California Split“ über Ciminos „Heaven’s Gate“ bis zu Walter Hills Bandenkrieg-Filmen. Gleichzeitig ruft er den Ort ins Leben zurück, in dem Fleck aufgewachsen ist. Er und Boden haben auch das Drehbuch geschrieben, in dem neben der Liebe zum Kino auch ein Stück Nostalgie steckt, in der sich Flecks Kenntnis der Stadt Oakland spiegelt, samt einer Wiedererweckung mit damaligen Punkrock- und Hip-Hop-Bühnen, eines legendären Baseballspiels oder des „Grand Lake“-Filmtheaters, das als verbindendes Element in jeder der vier Kurzgeschichten vorkommt.

Alles hängt mit allem zusammen

„Freaky Tales“ ist ein Episodenfilm in „Pulp Fiction“-Manier. Es werden vier miteinander verknüpfte Geschichten erzählt, wobei „Verknüpfung“ eher das falsche Wort ist. Es gibt lose Verbindungen, punktuelle Begegnungen der Protagonisten, nur selten mit großer Tragweite, aber es reicht für das Gefühl, dass alles mit allem zusammenhängt. Auch das ist eine Erinnerung an die 1980er-Jahre. Etwas, das man heute kaum noch spürt, wo dank digitaler Vernetzung, Social Media und all dem Kram alles sowieso mit allem zusammenhängt. Was hingegen fehlt, ist das Staunen über sonderbare Zufälle, das die analoge Zeit manchmal noch hervorrufen konnte. Das spielt „Freaky Tales“ dramaturgisch geschickt aus, indem dieselbe Situation aus verschiedenen Perspektiven aufgeschlüsselt wird.

Die vier Geschichten konzentrieren sich auf ein paar Tage in Oakland im Jahr 1987. Sie sind in Kapitel eingeteilt; jedes befasst sich mit einer anderen Jugendkultur und zitiert ein anderes Filmgenre. Zuerst müssen sich die Punkrocker gegen die lokalen Nazi-Skinheads zur Wehr setzen, die bei Konzerten ihren Club angreifen. Man sieht nicht nur den linken oder rechten politischen Hintergrund von Punks oder Skins, sondern auch einen Straßenkampf in dunkler Nacht, der mit Splatter nicht geizt. Die Punks haben sich vorbereitet; Spike-Armbänder werden zum Einsatz gebracht, auch Benzinkanister; das Blut spritzt zwischen den eingestreuten Comic-Zeichnungen. Eine Liebesgeschichte ist trotzdem dabei. Man könnte sagen, dass „Gefühl und Härte“ das erste Thema ist, wenn man auf die Nostalgie einsteigen will.

Trainingsanzüge in neon-pink

Die zweite Geschichte ist lustiger; ein anderes Milieu, eine andere Musik. Zwei rappende Mädchen, die im Alltag bei „Loard’s Ice Cream“ jobben, werden im Hip-Hop-Club „Sweet Jimmie’s“ zu einem Battle gegen den Hip-Hop-Pionier der Stadt herausgefordert. Sie haben Angst, aber sie treten dennoch an, auch weil sie künftig durch den Künstler-Eingang in den Club gehen wollen. Während der Beats und des Gejohles kann man sich an ein paar Klischees erfreuen, an flatternden Trainingsanzügen in neon-pink, an klimperndem Goldschmuck und sexistischer Anmache, mit der nicht gespart wird. Das sind die Rapperinnen aus dem Eisdielengeschäft gewöhnt; dort kaufen weiße Männer nur unter Ausstoß mieser Anzüglichkeiten ein. Das musikalische Zeitkolorit bestimmt diese Episode, die einen ersten Hinweis auf größere Zusammenhänge gibt, denn hier taucht Ben Mendelsohn auf, als korrupter Cop.

In den weiteren Folgen wird es ernster. Vom letzten Auftrag eines Geldeintreibers wird erzählt sowie vom fiktiven Rachefeldzug des realen Basketballspielers „Sleepy Floyd“. Beides ufert in blutige Action aus, bei der Kung-Fu-Filme zitiert werden, die Gewaltorgien von Tarantino, plus viele weitere Tarantino-Zitate. Zum Glück versuchen die Regisseure nicht, den Originalen zu nahe zu treten; nichts wird demonstrativ kopiert. Aber es wird abgeschaut, gespiegelt, manieriert aufbereitet, wobei Dialoge und Musik die Bilder zusätzlich anschieben. Um die künstlerische Distanz deutlich zu machen, schlenkert „Freaky Tales“ gelegentlich auch ins Science-Fiction-Genre, aber nur ein wenig. Ein außerirdisches grünes Leuchten unterstützt im richtigen Moment die richtigen Kämpfer; das hält die Wirklichkeit in Grenzen.

Für Nerds der 1980er-Jahre

Die beiden Regisseure erinnern an vergangene (Film-)Zeiten und erfreuen durch so viele beiläufige Hinweise auf ihre Vorbilder, dass „Freaky Tales“ locker für ein zweimaliges Sehen taugt. Wer kein Nerd oder zu jung für die 1980er-Nostalgie ist, wird genauso unterhalten, denn die Episoden sind spannend, amüsant und manchmal auch verblüffend, durch den begeisterten Einsatz der Schauspieler oder generell wegen der Besetzung. Selbst Tom Hanks macht mit; er hat einen grandiosen Auftritt als Kassierer eines Videoverleihs. Die Regisseure Anna Boden und Ryan Fleck sind auch nicht unbekannt; sie haben es von kleinen Filmen bis ins Marvel-Universum geschafft; dort drehten sie 2019 zuletzt „Captain Marvel“. Jetzt führen sie diese Bewegung ins Persönliche zurück, ins eigene Vergnügen, das die Leinwand bis zum Rand füllt.

Veröffentlicht auf filmdienst.deFreaky TalesVon: Doris Kuhn (24.6.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
Über filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de