Filmplakat von Heads of State

Heads of State

113 min | Komödie, Action, Thriller | FSK 16
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Der britische Premier und der US-Präsident sind Rivalen und gefährden damit die Allianz ihrer Länder. Aber als sie zur Zielscheibe eines mächtigen Feindes werden, müssen sie sich auf einer multinationalen Jagd aufeinander verlassen. Gemeinsam mit Noel, einer brillanten MI6-Agentin, müssen sie eine Verschwörung vereiteln, die die freie Welt bedroht.

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Filmkritik

In „Heads of State“ laufen der US-amerikanische Präsident und der britische Premierminister jeder für sich durch die Flure eines Amtsgebäudes in London, bis sie an einer Ecke aufeinanderstoßen. Damit hatten beide nicht gerechnet. Die Politiker können sich nicht ausstehen; der Brite Sam Clarke (Idris Elba) hält den US-Amerikaner Will Derringer (John Cena) für eine popkulturelle Witzfigur, während der ihn als hochnäsig empfindet. Bei ihrem Zusammenstoß wird das sichtbar; sie kanzeln sich gegenseitig ein bisschen ab, doch dann lenkt Derringer ein und bittet um eine bessere Stimmung: Sie hätten hier eine gemeinsame Pressekonferenz zu bestreiten, da müsse man freundlich auftreten, es sei schließlich ihr erstes Duett. Clarke ist irritiert: Er sieht es als Duell.

Die Irritation ist in „Heads of State“ das Konzept. Durch sie entsteht ein großer Teil des Vergnügens an dieser Mischung aus Thriller, Action und Komödie. Wie der autoritäre Clarke und der Clown Derringer sich gegenseitig anpflaumen, wie jeder die Politik des anderen – oder dessen Charakter – für eine Zumutung hält, zieht sich durch den ganzen Film. Die Schauspieler Idris Elba und John Cena funktionieren perfekt mit- oder gegeneinander; schon in „The Suicide Squad“ haben sie eine rührende Hingabe fürs Buddy-Movie demonstriert.

Alles keine Selbstverständlichkeit

In „Heads of State“ handelt es sich eher um ein „Fighting couple“. Beide hängen untrennbar aneinander, da der Film eine Variation zum Thema „Zwei gegensätzliche Helden retten die Welt und können das nur gemeinsam schaffen“ ist. Dabei geht es zwar nur um die NATO, die Clarke und Derringer retten wollen, aber die, das hört man hier ständig, ist ähnlich wichtig wie die Welt, denn erstaunlicherweise vertritt der Film eine politische Idee. Natürlich kommt auch eine geheime Superwaffe vor, die in jedes noch so verschlüsselte digitale Netzwerk eindringen kann, und im Hintergrund agiert ein böser Russe auf Rachefeldzug. Dass Hunderte von Gegnern abgeballert werden, klingt weniger real als der Gedanke, dass rechtskonservative US-Amerikaner die NATO auseinandernehmen wollen. Zudem wird die Bedeutung der NATO in Dialogen erklärt, die dem Publikum Intelligenz unterstellen, was in Actionfilmen keine Selbstverständlichkeit ist.

Wie alles mit allem zusammenhängt, ist hingegen ein bisschen dubios. Dafür aber stimmt die Action, und – noch besser – die Kommunikation der Hauptfiguren. Die raufen sich zusammen, wenngleich nicht schnell und nicht sanft. Sie durchqueren dazu halb Mitteleuropa, in Zügen, auf Lastern, in Schiffen oder Feuerwehrautos. Man kennt diese Ortswechsel aus dem Genre, aber Regisseur Ilya Naishuller macht daraus ein Road Movie ohne jeden Luxus. Clarke und Derringer müssen lange zu Fuß gehen, wobei sie zuerst ihr pompöses Auftreten und dann ihre Selbstgewissheit verlieren. Sie lernen, miteinander zu reden, sich tatsächlich zuzuhören und ihren Blick auf sich selbst wie auf andere zu korrigieren. Ihre Gespräche sind eine Mischung aus Wortwitz und Ernst, wobei auch politische Sticheleien nicht zu kurz kommen.

Quer durch Belarus

Die Geschichte, die dahintersteckt, beginnt pompös. Zunächst geht das „Duett“ auf der Pressekonferenz in die Hose. Danach fliegen die beiden Politiker gemeinsam in der Air Force One nach Triest zu einer NATO-Vollversammlung. Auch das geht schief; das Flugzeug wird in der Luft zerlegt; es gibt Beschuss von außen und Spione von innen; Clarke und Derringer sind die einzigen Überlebenden. Sie kommen an Fallschirmen mit dem Leben davon und schlagen irgendwo in Belarus auf. Von dort müssen sie zuerst nach Warschau und dann nach Triest, und zwar möglichst unerkannt, denn es sind Killer auf sie angesetzt. Das entdecken sie unterwegs, während man im Getümmel ein paar Fakten zum Plot erfährt. So regiert Derringer in den USA gerade mal ein paar Wochen und wurde hauptsächlich deshalb zum Präsidenten gewählt, weil er als Hollywoodstar in zahlreichen Actionfilmen glänzte.

Man erfährt auch, dass Clarke ihn genau deshalb für ein Weichei hält, denn er traut einem Filmstar weder politischen Verstand noch körperliche Kampferfahrung zu. Clarke hingegen hat bei der britischen Armee und beim Geheimdienst gelernt; er kann hart und rechtzeitig zuschlagen, was nun auch Derringer lernen möchte. Dieses Selbstverständnis der beiden führt häufig dazu, dass ihre Kämpfe höchst unterhaltsam ins Chaos abdriften. Die Action ist überbordend, originell, gut im Timing und mit zahlreichen Slapstick-Nummern angereichert. Manchmal wird sie von Nebenfiguren zudem cool aufgewertet; Jack Quaid hat einen Auftritt, allerdings nur kurz, auch um den Hauptfiguren nicht die Show zu stehlen.

Es gibt noch eine weitere dritte Hauptfigur, die MI6-Agentin Noel (Priyanka Chopra Jonas). Mit ihr beginnt der Film, und nur dank ihr wird er erfolgreich. Sie ist organisierter als die Männer, sie rettet sie jedes Mal aus dem Maschinengewehrfeuer, wenn die beiden sich wieder in eine Schießerei manövriert haben. Durch ihr nüchternes Auftreten führt sie die Albernheit, an der „Heads of State“ entlangschlittert, zur Spannung eines Thrillers zurück, dem man neugierig folgt. Ihretwegen ist der Film besser als jedes Kasperltheater, obwohl sie hauptsächlich kämpft und wenig sagt. Sie agiert dabei so professionell, dass weder bei den Protagonisten noch beim Publikum der Gedanke auftaucht, ihr als Frau ein Zugeständnis machen zu müssen.

Veröffentlicht auf filmdienst.deHeads of StateVon: Doris Kuhn (4.7.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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