Filmplakat von Locked

Locked

95 min | Thriller, Horror | FSK 18
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Als Eddie in einen luxuriösen Geländewagen einbricht, tappt er in eine tödliche Falle, die ihm William gestellt hat, ein Selbstjustizler, der seine eigene Art von verdrehter Gerechtigkeit ausübt. Ohne Fluchtmöglichkeit muss Eddie um sein Überleben kämpfen - in einer Welt, in der die Flucht eine Illusion, das Überleben ein Albtraum und die Gerechtigkeit ein hohes Tempo hat.

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Filmkritik

Eddie (Bill Skarsgård) braucht Geld! Für seinen kaputten Van in der Werkstadt, für seine kaputte Beziehung, für sein über alles geliebtes Töchterchen Sarah (Ashley Cartwright), für einfach alles! Diesmal ist es besonders schlimm, da er Termine als Kurier nicht einhalten und Sarah erneut nicht von der Schule abholen kann. Der Inhalt der geklauten Brieftasche in der Autowerkstatt reicht gerade für eine Tüte Chips und ein paar Rubbellose. Was er braucht, ist endlich einmal richtiges Glück. Eddie wähnt sich vom Himmel erhört, als sein wahlloses Herumprobieren an Fahrzeugtüren auf unbewachten Parkplätzen endlich von Erfolg gekrönt ist. Ausgerechnet ein Luxus-SUV Marke Dolus erweist sich als Treffer.

Seltsam, dass an dem teuren Wagen keine Alarmanlage heult oder brummt, aber egal, Eddie will die Chance nutzen. Dabei ist der junge Familienvater eigentlich eine ehrliche Haut, die keinem schaden will, auch wenn man es seinem angeranzten Hoodie, den Tattoos und dem Gangster-Style nicht ansieht. Die Waffe in seinem Rucksack passt ins stereotype Zerrbild, soll aber nur zur eigenen Sicherheit dienen.

Die Luxuskarosse wird zur perfiden Falle

Als Eddie im Dolus sitzt und nach Verkaufbarem sucht, ist er plötzlich gefangen. Die Türen wollen sich nicht öffnen, die Scheiben sich nicht zertrümmern lassen, die üppigen Luxusarmaturen nur bis zur Stahlpanzerung brechen. Handyempfang gleich Null, selbst Schreie von ihm dringen nicht nach außen. Fünf Quadratmeter Gefängnis, und als er endlich auf das stoisch klingelnde SUV-Telefon am Display reagiert, dämmert ihm langsam das Ausmaß seiner Situation.

„Sie sind inzwischen der siebte, der mein Auto in der letzten Zeit klauen wollte“, meldet sich die Stimme eines älteren, distinguierten Herren. Deswegen habe der Besitzer inzwischen Vorkehrungen getroffen, damit es Dieben künftig eine Lehre sein werde.

Die Rache des „kleinen Mannes“ ist ein beliebtes Sujet im Genrekino. Obwohl nach Selbstjustiz Klassikern wie „Ein Mann sieht rot“ oder „Dirty Harry“ in Filmreihen wie „Saw“ der „kleine Mann“ inzwischen zu einer gut geölten Folter- und Mordfabrik reicher Superhirne pervertiert ist. Auch in „Locked“ ist es ein Privilegierter, der sich die Anmaßung leisten kann, den Job einer unfähigen Polizei und einer blinden Justiz nach seiner Art zu übernehmen.

Tage, die in Unfreiheit ins Land ziehen

Die simple Gefühlsmechanik des Rachegenres – „endlich zeigt es mal jemand diesen ganzen Gesetzlosen“ – wird in „Locked“ zu etwas höchst Komplexem. Zunächst mag man fast noch mit „Rächer“ William, verkörpert von Anthony Hopkins, sympathisieren können, wenn er gegen die Amoral der Gesellschaft wettert. Dass er dem Gefangenen dabei munter Stromschläge verabreicht, wenn er flucht, oder ihn über Stunden mit Jodelmusik aus der HiFi-Anlage oder Kälte- und Hitze-Schocks aus der Klimaanlage traktiert, wenn er bockt, holt ihn freilich von seinem moralischen „hohen Ross“ herunter. Was will der „Rechtschaffene“ am anderen Ende der Leitung wirklich? Das fragt auch Eddie immer wieder und immer kraftloser über die Tage, die in Unfreiheit ins Land ziehen.

Drehbuchautor Michael Arlen Ross gibt zwar peu à peu Hinweise, doch eigentlich interessiert Regisseur David Yarovesky etwas ganz anderes viel mehr: Das Spiel mit den Sympathien der Zuschauer und mit ihrem Rechtsempfinden. Dabei ist ihm ein Besetzungs-Coup gelungen, indem er mit Anthony Hopkins (Hannibal Lecter) und Bill Skarsgård (Pennywise & Nosferatu) zwei Darsteller ikonischer Bösewichter gegeneinander antreten lässt. So sollte es den Betrachtern des Films umso schwerer fallen, sich auf die (moralisch) richtigere Seite zu schlagen. Eddie hat dabei immerhin den Vorteil der sympathischeren Backstory; schließlich macht der Pechvogel alles für seine Tochter, während der alte weiße Mann „nur“ seine Wut auf die Gesellschaft und ein nahes Ende vor Augen hat. Dennoch erzählt das actionreiche, von Sam Raimi produzierte Remake des argentinischen Films „4x4“ von Mariano Cohn von einem kaum auflösbaren Dilemma, dass auch durch das (so interpretierbare) versöhnliche Ende nicht aufgelöst ist.

Den Auto-Innenraum geschickt dekonstruiert

Während auf Darstellerebene Anthony Hopkins vor allem durch seine charismatische Stimme glänzt (der 87-jährige kommt erst im letzten Drittel des kurzweiligen 90-Minüters auch in persona zum Zuge), erweist sich Bill Skarsgård unter erschwerten Produktionsbedingungen in der Enge des Raums als veritabler Akteur zwischen Action und Emotion. Den meisten Applaus sollte indes die Kamera-Crew um Michael Dallatorre erhalten, die den Innenraum des Autos derart geschickt dekonstruiert hat, dass man trotz der Enge zu keiner Zeit das Gefühl hat, nicht im Bilde zu sein.

Veröffentlicht auf filmdienst.deLockedVon: Jörg Gerle (1.8.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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