Filmplakat von Oxana - Mein Leben für Freiheit

Oxana - Mein Leben für Freiheit

103 min | Drama, Historie | FSK 16
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Ukraine, 2008: Oxana und ihre Freundinnen bemalen ihre Körper mit Parolen, tragen Blumenkränze und rebellieren gegen das herrschende politische System. So entsteht FEMEN – eine der einflussreichsten feministischen Bewegungen der jüngsten Geschichte. Paris, zehn Jahre später: Am Eröffnungstag ihrer Kunst-Ausstellung streift Oxana durch die Stadt, trifft auf Liebhaber, spricht mit einer Journalistin und kämpft um ihren Flüchtlingsstatus. Erinnerungen an ihre furchtlosen Demonstrationen holen sie ein. Mit nacktem Oberkörper protestierten die Frauen gegen Sexismus, Korruption und Polizeigewalt und warnten schon früh vor prorussischen Politikern.
Inspiriert von der wahren Geschichte der FEMEN-Mitgründerin Oksana Schatschko zeichnet OXANA – MEIN LEBEN FÜR FREIHEIT das bewegende Porträt einer Rebellin, die zwischen Kunst und dem Kampf für die Freiheit alles riskierte.

Vorstellungen

Filmtheater Schauburg Dresden
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Königsbrücker Straße 55
01099 Dresden
Cinecity und Kammer Filmtheater Crailsheim
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Worthingtonstraße 10
74564 Crailsheim
Lichtburg Filmpalast Oberhausen
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Elsässer Straße 26
46045 Oberhausen
Passage Kinos Leipzig
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Hainstraße 19a
04109 Leipzig
Programmkino Ost Dresden
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Schandauer Straße 73
01277 Dresden
EM-Kino Stuttgart
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Bolzstraße 4
70173 Stuttgart
Burgtheater Ratzeburg
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Theaterplatz 1
23909 Ratzeburg
Cinenova Kino Köln
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Herbrandstraße 11
50825 Köln
Abaton Kino Hamburg
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Allende-Platz 3
20146 Hamburg
Studio Filmtheater am Dreiecksplatz Kiel
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Wilhelminenstraße 10
24103 Kiel

Filmkritik

„Ikonen in Punksoße“, nannte eine französische Zeitung die Malereien, die die frühere „Femen“-Aktivistin Oxana Schatschko 2016 in einer Pariser Galerie ausstellte. Vier Reiter der Apokalypse werden zu Reiterinnen; die Jungfrau Maria trägt Burka und bekommt von Jesus seinen Platz am Kreuz überlassen. Die Botschaften sind leicht lesbar und kommen mit ikonoklastischem Gestus daher, die Herstellungstechnik ist traditionell. Oxana Schatschko hatte schon mit acht Jahren eine Schule für Ikonenmalerei besucht.

Chronik eines angekündigten Suizids

In „Oxana“, einem biografischen Film über die gleichnamige Künstlerin, Femen-Aktivistin und selbsternannte „Sextremistin“, ist der Tag der Ausstellungseröffnung nicht nur die Rahmenhandlung, von der aus sich Rückblenden auf ihre bewegte Lebensgeschichte entfalten. Regisseurin Charlène Favier legt ihn in freier Erfindung auch mit Schatschkos Todestag zusammen, dem 23. Juli 2018. Eingeblendete Uhrzeiten raunen Suspense; alles ist mit Bedeutung beladen.

Oxana führt ein emotionales Telefonat mit ihrer Mutter, trifft eine Journalistin zum Interview, hat ekstatischen Sex mit einem anonymen Fremden in der Umkleide eines Schwimmbads und einen Termin bei der Einbürgerungsbehörde, bei der die zuständige Beamtin ihre Geschichte augenrollend als Fantasie abtut. Aufgelöst irrt sie durch die Straßen. Zur eigenen Eröffnung schafft sie es nur mit der Unterstützung eines Freundes. Ständige Zeitsprünge in die Jahre zwischen 2002 und 2018 in Chmelnyzkyj, Kiew, Moskau und Paris zerhacken den letzten Tag in episodische Stückchen.

In ihrer ukrainischen Heimatstadt malt die 15-jährige Oxana Ikonenbilder im Auftrag der russisch-orthodoxen Kirche. Unter dem Kopftuch, das sie sich widerwillig überzieht, wenn der Priester vorbeikommt, trägt sie kurzes Haar. Die familiären Verhältnisse sind desolat. Der Vater ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion arbeitslos und säuft; die Mutter Opfer von Gewalt. Oxana sagt dem Patriarchat den Kampf an. In den Studentinnen Hanna Huzol und Aleksandra Schewtschenko findet sie bald Gleichgesinnte. Die drei Frauen wollen als „Femen“ in Kiew Revolution machen. Nach dem Motto „Unsere Brüste sind unsere Waffen“ agieren sie mit medienwirksamen „Oben-ohne“-Aktionen gegen Sextourismus, Prostitution und Korruption.

Von Station zu Station

„Oxana“ hetzt von Station zu Station. Die oberflächliche Darstellung der Femen-Aktionen gibt dabei jenen Stimmen nur recht, die der Bewegung seinerzeit Unreflektiertheit und Geltungssucht vorgeworfen haben. Oxana referiert Clara Zetkin in eineinhalb Sätzen herunter; von den Strukturen, gegen die sie kämpft, ist jedoch nichts zu sehen.

2011 wird Oxana zusammen mit Inna Schewtschenko und einer weiteren Aktivistin eigenen Angaben zufolge nach einem Protest gegen Präsident Aljaksandr Lukaschenko vom KGB entführt, mit Benzin übergossen und nackt in einem Wald ausgesetzt. Eine Aktion gegen Putin in Russland muss Oxana ein Jahr später mit einer dreiwöchigen Inhaftierung und Misshandlungen bezahlen. Nach der Flucht nach Paris erkennt sie „Femen“ nicht wieder. Schewtschenko, die im Film zur Verräterin an den revolutionären Idealen mutiert, führt die Bewegung wie eine Sektenführerin und verbreitet „Femen“ über die Grenzen der Ukraine hinaus. Vereinsamt und enttäuscht rutscht Oxana immer tiefer in eine Depression.

Um die „Femen“-Gruppe ranken sich viele Geschichten, Gerüchte und Mythen. Favier ist nicht die erste, die sich dem mit filmischen Mitteln annähert. Im Frühjahr 2025 erschien der Dokumentarfilm „Girls & Gods“ von Arash T. Riahi und Verena Solitz, nach einer Idee und einem Drehbuch von Inna Schewtschenko. Noch zu Lebzeiten von Oxana Schatschko entstand unter der Regie von Alain Margot ein Porträt der Aktivistin unter dem Titel „Je suis Femen“ (2014). Ein Jahr zuvor hatte Kitty Green mit „Ukraine is not a Brothel“ (2013) das verbreitete Bild der feministischen Bewegung erschüttert. Ihre Dokumentation outete Victor Svyatski als Mastermind und Chefideologe der Gruppe, ein Patriarch, der im Verborgenen die Aktionen steuert und die Femen-Aktivistinnen angeblich nach ihrer Attraktivität castet.

Ohne Widersprüche oder Brüche

Von dem vermeintlichen Schattenmann findet sich in „Oxana“ aber nicht mal eine vage Andeutung; auch werden alle Widersprüche oder die Kritik, die es auch aus feministischen Reihen gab, aus der Erzählung verbannt. Favier hält sich an Schatschkos eigene Erzählung; noch 2017, als sie „Femen“ längst verlassen hatte, beschimpfte sie ihre Nachfolgerinnen als eine schlechte Kopie.

„Ein Aktivist ist anonym. Kein Ego, kein Ruhm. Alle können Femen sein“, erklärt die Film-Oxana einer Journalistin. Favier aber tut mit der One-Woman-Show das genaue Gegenteil. Sie verklärt Oxana Schatschko zu einer Figur, die für ein außergewöhnliches Schicksal bestimmt ist. Eine Revolutionärin, Mystikerin und politische Aktivistin, durch die spontane Enthüllung ihrer Brust bei einer Protestaktion in Kiew „irgendwie“ auch Erfinderin der Femen-Identität. Für das Kollektiv interessiert sich der Film ebenso wenig wie für das Gesellschaftsbild der Post-Perestroika-Jahre. Favier hüllt Oxana in malerische Lichtstimmungen, die sakral angehaucht und melancholisch sind. Jedes Bild scheint von ihrem tragischen Ende zu wissen.

Veröffentlicht auf filmdienst.deOxana - Mein Leben für FreiheitVon: Esther Buss (11.7.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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