


Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Zwei Freunde sitzen in einem Hotelzimmer mit Blick auf das offene Meer. Man sieht und hört, wie die Wellen brechen, die Palmen im Wind wehen. Der eine fragt: „War das euer Zimmer?“ - Keine Antwort. Wie schmerzhaft diese Frage auf den anderen wirkt, wird erst im Laufe des Urlaubs klar.
Vor fünf Jahren reisten die beiden Freunde Sano (Hiroki Sano) und Miyata (Yoshinori Miyata) schon einmal in diesen verschlafenen Ferienort auf einer japanischen Insel. Sie waren damals sogar im selben Hotel. Dort lernte Sano Nagi (Nairu Yamamoto) kennen und verliebte sich in die junge Frau. Mittlerweile ist Nagi verstorben, was den jetzigen Ferientrip für Sano kaum ertragbar macht. Er schläft wenig, sitzt apathisch im Pool herum oder spaziert ziellos am Strand entlang. Das einzige, was ihn antreibt, ist die Suche nach einer roten Kappe, die er Nagi einst schenkte. Aber der Mann an der Rezeption muss ihn enttäuschen.
Tiefe Trauer und leichte Sommerromanze
Die erste Hälfte des Films ist melancholisch geprägt von Sanos Trauer. Die Aufmunterungsversuche von Miyata verfehlen ihre Wirkung. Eine Date etwa, das die beiden Freunde am Strand mit zwei Frauen haben, geht schief, als Sano von dem plötzlichen Tod von Nagi im Schlaf erzählt und damit alle anderen sprachlos macht. Regisseur und Autor Kohei Igarashi zeigt damit nicht nur, wie stark die Trauer einen jungen Menschen lähmen kann, sondern auch, wie sehr dieses Gefühl der Leere eine Freundschaft und generell die sozialen Beziehungen auf die Probe stellt.
Ab der Mitte des Films schwenkt die Erzählung in die Vergangenheit und erzählt vom Entstehen der Liebe, um die Sano in der ersten Hälfte so trauert. In dem besagten Hotelzimmer befindet sich nun Nagi. Sie telefoniert mit einer Freundin, deren Oma einen Schwächeanfall erleidet. In der Hotellobby fotografiert Nagi schlafende Gäste und erblickt dabei Sano. Auf einem Boot sieht sie ihn ein zweites Mal, und die beiden kommen ins Gespräch. Zusammen mit Miyata gehen sie Poke-Bowl essen und verabreden sich für den Abend. Die zweite Filmhälfte setzt damit ein federleichtes Gegengewicht zum Beginn – ein Sommerfilm wie von Éric Rohmer. Das Verlieben wird zart-zögerlich gezeigt: Bei Gesprächen über Horrorfilme, Fertignudelessen an der Tankstelle und dem Kauf der roten Kappe erblühen allmählich die Gefühle.
Jenseits des Meeres
Das Melodramatische entsteht in dem Film nicht durch affektive Mittel oder einen emotionalisierenden Score, sondern durch die Erzählstruktur. Durch das Aufeinanderfolgen von Gegenwart und Vergangenheit wird klar, wie fragil alles ist. Kohei Igarashi reduziert dabei so viel wie möglich. Die Kamera ist meistens sehr statisch, macht nur minimale Schwenke. Oft stehen die Figuren verloren am Strand oder Straßenrand. Der Song „Beyond the Sea“ vereint genau diesen Widerspruch zwischen Sommerromanze und Tragik, besonders als Sano ihn in der Gegenwartshandlung als Karaoke singt. Die Stimmung des Films erinnert stark an Charlotte Wells „Aftersun“. Auch dort verzauberten die traumhaften Urlaubstableaux das Publikum, die eigentlich Erinnerungsbruchstücke einer unverarbeiteten Trauer waren. „Super Happy Forever“ funktioniert auf ähnliche Weise.
Jedoch fehlt der Beziehung von Sano und Nagi das Abgründige. Einmal meint der Hinterbliebene, dass Nagi nicht glücklich war. Doch warum nicht, bleibt eine große Leerstelle in dem Film. Der Fokus auf das zweitägige Kennenlernen idealisiert und reduziert leider die Beziehung im Rückblick und spart Konflikte aus, was möglicherweise als Teil des Erinnerungsprozesses gelesen werden kann. Am Ende taucht die rote Kappe tatsächlich wieder auf. Aber nicht für Sano.